INTERVIEW | "Europa kann die Sicherheit nicht nur durch Schulden gewährleisten"

US-Präsident Donald Trump hat den Europäern unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie sich künftig selbst um ihre Sicherheit kümmern müssen. Die EU hat auf ihrem jüngsten Gipfel beschlossen, souveräner zu werden. Wie schnell kann Europa das gelingen?
Wir haben sehr viel nachzuholen. Abgesehen von den Ländern, die direkt an Russland grenzen, haben so gut wie alle europäischen Länder nach dem Fall der Mauer 1989 ihre Verteidigungsbudgets stark gekürzt – auch neutrale Länder wie beispielsweise Österreich und die Schweiz.
Jetzt geht es darum, die Wehrfähigkeit wieder schnell und progressiv aufzubauen. Wir sprechen dabei nicht nur von Panzern, Marschflugkörpern und Luftabwehr, die gemeinhin mit Verteidigung assoziiert werden. Wir haben auch einen riesigen Nachholbedarf bei der Marine, der Cyberabwehr und dem Schutz unserer Unterwasserinfrastruktur, um Seekabel und Energieleitungen zu sichern – vom Schutz unserer Satelliten im Weltraum ganz zu schweigen. Das ist eine riesige Herausforderung. Ich gehe davon aus, dass wir in einigen Jahren diesbezüglich deutlich weiter sein werden.